Werksbesichtigung bei der Mercedes-AMG GmbH im Jahre 2003
Eines gleich vorweg, ich möchte hier weder für eine Kreditkarte noch für eine Reiseorganisation Werbung machen, ich berichte nur von einem wunderschönen Auto-Tag und wie es dazu kam.
Als Besitzer eines Mercedes-Fahrzeuges (egal wie alt !) hat man die Möglichkeit kostenlos eine Kreditkarte zu bekommen. Die so genannte MercedesCard, zusätzlich erhält man alle paar Monate das Magazin Mercedes und ein Heft mit MercedesCard – Produkten und Reisen. Wie bekommt man das kostenfrei ? Dazu füllt man jährlich einmal einen Fragebogen zum Thema MercedesCard, deren Produkte und Reisen aus. Als besonderen Punkt oben drauf kann man auch noch einmal im Jahr zwei Eintrittskarten zu einer Automobilmesse an der Mercedes offiziell teilnimmt anfordern (zum Beispiel IAA Frankfurt, Motorshow Essen oder Automobilausstellung Leipzig).
Bei den angebotenen Reisen – meist große exklusive Reisen, Besuch von Konzerten/Kunstausstellungen oder Kontinentdurchquerungen mit Mercedes-Fahrzeugen – sind immer wieder auch echte Highlights dabei. VIP-Wochenenden bei Formel und DTM – Rennen oder aber, und davon soll der Bericht handeln, Werksbesichtigungen werden auch angeboten.
Meine Frau lass von der angebotenen Mercedes-AMG – Werksbesichtigung und nachdem noch ein Freund dafür begeistert und mir ein Tag Urlaub erkämpft wurde, konnte Sie ganz heimlich die Sache buchen. Erst an meinem Geburtstag erfuhr ich dann von dem geplanten Kurztrip. Am 20.10.03 war es endlich soweit, im Showroom in Affalterbach trafen alle Teilnehmer an der letzten dieser Veranstaltungen im Jahr 2003 ein. An der Wand ein riesiges stilisiertes Bild der bekannten Rennversion des AMG 300 SEL 6,8, darunter die Serienversionen aus dem Hause Mercedes-AMG und teilweise Fahrzeuge aus dem so genannten Direktvertrieb (an unserem Tag AMG C 32 Sportcoupé), dass sind Fahrzeuge, die nicht in den jeweiligen Werken gefertigt werden, sondern die in alter AMG-Manier auf einem entkernten Serienwagen „erschaffen“ werden (dazu gehörten auch die Varianten CL, G, SL, S und S lang mit dem 612PS Zwölfzylinder Biturbo).
Nach einem kleinen Snack und einer Begrüßung durch Frau Cornelia Bentel von MercedesCard, folgte die Vorstellung unserer Fahrinstruktoren Herrn Dieter Glemser – ehemaliger Rennfahrer auf 300 SE Flosse und Tourenwagen-Europameister 1971 auf Ford Capri – und seines Bruders Jochen Glemser. Der Vormittag war für eine ca. 3stündige Erprobungsfahrt mit aktuellen Mercedes-AMG-Fahrzeugen reserviert. Eine Armada von 12 Wagen stand für uns parat, dies waren in unserem Fall : C 30 Sportcoupé, SLK 32, CLK 55, CLK 55 Cabrio, E 55, G 55, S 55 lang, CL 55 und SL 55. Anfängliche Bedenken, dass jetzt eine beschauliche Ausfahrt durch die reizvolle Gegend folgen sollte, wurden sehr schnell zerstreut. Teilweise musste man sich schon ganz schön sputen um die Gruppe nicht zu verlieren. Nach kurzer Fahrt ging es direkt auf die Autobahn, präzise Ansagen über die mitgeführten Funkgeräte („Achtung der nächste Starenkasten ist scharf !“) ermöglichten ein schnelles und sicheres Fahren („Ab hier haben Sie 5km freie Fahrt“). Überhaupt ist die Leichtigkeit mit der die AMG-Wagen die schiere Leistung auf die, leider regennasse, Straße bringen einfach überwältigend. Vor allem die zwangsbeatmeten Varianten haben immer einen dermaßenen Leistungsüberschuss zur Hand, dass man sich fast immer zurückhalten muss um nicht ständig über den erlaubten Geschwindigkeiten zu fahren. Die ersten beiden von uns gefahrenen Wagen waren der CL und SL, was dann folgte ist eine Schau für sich, der G 55. Einziger schwarzer Wagen in der ansonsten silbernen Horde und eine echte Besonderheit unter den Geländewagen. Selbst auf engeren Landstraßen kann man mit diesem 347PS leistenden Wagen einen sauberen Strich fahren, kein Wanken, kein Nicken, immer fühlt man genau was unter einem passiert, einfach hervorragend, wie die Ingenieure den Wagen abgestimmt haben – und das soll noch eine Steigerung erfahren, wenn demnächst der 12-Zylinder-G vorgestellt wird. Nach einiger Zeit hinter einer jüngeren Dame im SL 55 konnte ich mich allerdings nicht mehr zurückhalten und setzte zum Überholvorgang an, ein Brüllen aus den unterarmdicken Sidepipes und wir schossen an dem flachen Sportwagen vorbei, dass war noch beim Mittagessen das Tagesgespräch, man wird ja auch selten in einem 500PS SL von einer „rasenden Schrankwand“ überholt. Danach fuhren wir die S-Klasse. Im Vergleich zum motorisch identischen CL, ein Wagen mit einem sehr viel ruhigerem Charakter, was neben dem längeren Radstand (wir fuhren die Langversion) auch durch einen akustisch weniger prägnanten Auftritt erreicht wird. Die darauf folgende Fahrt im CLK 55 Cabrio sollte einen völlig anderer Eindruck hinterlassen. Auf Grund des regnerischen Wetters konnten wir nur geschlossen fahren, auch war durch den reinen Saugermotor, die Leistung etwas weniger spektakulär, aber ansonsten : Was für eine perfekte Mischung ! Ein auch bei über 200km/h gut gedämpftes Fahrgeräusch – und das bei einem Stoffverdeck ! – kein Zittern bei der Fahrt mit den optionalen 18Zoll Felgen, dass war schon ein echter Genuss. Unsere letzte Fahrt war dann wieder im CL und ich spielte ausgiebig mit der Schaltung an den Lenkrad-Schalt-Wippen. Die Wagen wurden dann an der AMG-Pferdesporthalle abgestellt und wir gingen hinauf in das ebenso Herrn Aufrecht gehörende Restaurant PS, wo bereits unser Mittagessen wartete.
Nach einem hervorragendem Essen folgte das nächste Highlight, wir gingen in die Räumlichkeiten der Firma HWA. Die Initialen stehen für Hans-Werner Aufrecht und es handelt sich dabei um den, seinerzeit bei der Übernahme der AMG durch Mercedes-Benz, ausgegliederten Motorsportbereich. In diesen heiligen Hallen entstanden so besondere Wagen, wie eine relativ unbekannte Serie von ca. 50 A-Klassen mit dem 3,2Liter Kompressormotor oder aber der berühmte CLK GTR in den Coupé und Roadstervariationen. Die nächste Granate aus diesem Hause ist eine 50iger Serie einer DTM-Replik, also ein optischer Nachbau des 2003er DTM CLK´s mit der Technik des SL 55 unter dem bespoilertem Blechkleid. Hauptarbeit ist aber natürlich die Herstellung und Betreuung der DTM-Wagen, die 2004er Version war zu unserem Besuch gerade am entstehen – was auch erklärt, warum wir in diesem ganzen Bereich nicht fotografieren durften. Somit konnte auch der 500 SLC („Mampe“) in der Rennversion von 1980 der gerade einer Revision unterzogen wurde nicht abgelichtet werden. Die Werkshallen kann man schon fast als klinisch bezeichnen und bestechen vor allem durch Ihre Eigenständigkeit, d.h. man kann fast alles selbst herstellen. Die rechnergesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen werden direkt von den Ingenieuren im darüberliegenden Entwicklungsbereich angesteuert und eigene Motorenprüfstände testen die selbstentwickelten Motoren. Überall zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen sieht man große Vitrinen mit den eingefahrenen Pokalen und Trophäen. Eine Anmerkung noch für die Jäger und Sammler unter den Lesern dieses Artikels, von Zeit zu Zeit werden auf der Homepage der HWA GmbH ( http://www.HWA-GmbH.de ) unter dem Punkt Auktionen besondere Teile versteigert, als wir dort waren wurde gerade das, aus Freude über die gewonnene Meisterschaft, „besprungene“ Dach des DTM-CLK´s von Bernd Schneider vorbereitet.
Auf unserem Fußweg zur Motorenproduktion kamen uns die bereits facegeliftete (und erst in 2004 in Produktion gehende) C 55 – Limousine und ein (obwohl ja schon vorgestellter) getarnter SLR im Fahrversuch entgegen. Gerade der SLR besticht mit einem äußerst aggressiven Auspuffgeräusch. Nachdem man bei HWA über die fast klinische Sauberkeit begeistert war, setzte sich diese auch in der Motorenproduktion fort. Es gibt zwei getrennte Motorenlinien, einmal Diesel und einmal Benzinmotoren. Bis auf die Endkontrolle werden beide Linien komplett getrennt behandelt. Jeder Mechaniker hat einen eigenen fahrbaren Motorständer, auf dem er einen Motor komplett alleine herstellt, für diese Arbeit unterschreibt er symbolisch mit einer Plakette mit eingelaserter Unterschrift. Die Mechaniker sind komplett geschult und können jederzeit jeden der aktuellen Motoren fertigen, die Treibwerke werden immer „just in time“ für den jeweiligen Auftrag produziert. In dem Lager für bereits hergestellte Komplettmotoren konnten wir auch den neuen 12-Zylinder Biturbo für die Modelle CL 65 und S 65 begutachten, was allerdings so nicht geplant war.
Nach der schon fast als Großserie zu bezeichnenden Motorenfertigung ging es in die Werkstatt für Umbauten, Service und Unikate. Dort werden AMG-Fahrzeuge gewartet oder mit speziellen Sonderwünschen versehen. So standen zwei W220 Pullmanlimousinen (die Serie dieser Einzelstücke endete mit der Auslieferung der Maybach 62 – Limousinen) in der Halle. Ein Wagen aus Monaco war zum Service da und der andere wurde mit neuestem HiFi - Equipment versehen. Die Pullman S-Klassen wurden im übrigen komplett bei AMG gefertigt, es handelt sich nicht um nachträglich verlängerte Wagen, sondern das Fahrgestelle, wie die Dachhaut ist in einem Teil gefertigt (was man recht gut bei dem teildemontierten Wagen für den HiFi-Einbau sehen konnte). Leider herrschte während unserer Besichtigung absolutes Fotoverbot, was am meisten an dem neuen SLK im AMG-Outfit lag, der in einer Ecke montiert wurde. Direkt nebenan entstanden zwei T-Modelle der erst noch erscheinenden C 55 – Serie als Medicalwagen für die Formel Eins und ein brandneuer SL 55 (oder evtl. auch schon SL 65 ?) mit der neuen SLR – Schnauze für Bernd Mayländer (das stand jedenfalls auf der Seitenscheibe des Klapphardtops). Zwischen den ganzen Wagen fiel ein Smart Citycoupé auf, welches mit einer kompletten AMG Lederinnenausstattung passend zu einem bereits fertig gestellten CL komplettiert wurde. Die Arbeit in dieser Halle war sehr sauber und hatte nun wirklich nichts mehr von den Hinterhoftunern aus den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Nach diesem letzten Abschnitt unserer Besichtigung trafen wir wieder im Showroom ein. Dort wurde uns noch ein Teil einer interessanten DVD gezeigt, die einwenig die Anfänge beleuchtete. Der ganze Tag war natürlich nichts für den reinen Oldtimerliebhaber – mehr etwas für den automobilbegeisterten Markenfan, aber die peinliche Sauberkeit mit der in diesem Teil des DaimlerChrysler Konzerns gearbeitet wird, ist eigentlich die Perfektion, die wir auch gerne an den normalen Serienwagen wieder spüren würden.
Zum Abschluss bekamen wir noch eine Tüte mit einigen AMG-Devotionalien und auch die AMG-DVD um alles zu Hause noch einmal nachempfinden zu können.
Die rote Sau in Klein:
und in groß an der Wand:
Die Ausfahrt mit den silbernen Wagen (nur der G war schwarz...):
Am Volant:
Während der Ausfahrt erspähten wir 2003 die damals noch neue A-Klasse:
und auf den Straßen zwischen den AMG-Gebäuden einen noch abgeklebten SLR
bei letzten Abstimmungsfahrten (eigenlich war er ja schon im September
vorgestellt wurden...):
MfG Jörg
Dieses Thema wurde aus dem Nast MB-Exotenforum 1.0 importiert und kann bald wieder hier im Original-Archiv eingesehen werden.
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