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Hier der Text der Pressemitteilung:
Dr. Ing. Karl Schlör kam 1936 von Krauss-Maffei bei München, zu der
Aerodynamischen Versuchs-Anstalt Göttingen e. V.(AVA). Diese war dem
Kaiser-Wilhelm-Institut Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr. Ludwig
Prandtl (1875-1953) unterstellt.
Dort wurde bereits durch Dipl.-Ing. A. Lange an einem Stromlinienmodell
geforscht und gezeichnet. Dieses Design entsprach etwa der Jaray-Form
mit auslaufendem Heck, in verbesserter Darstellung. Im Modell-Windkanal
des Institutes wurde ein sagenhafter CW-Wert von 0,14 gemessen, allerdings
mit Abdeckung aller 4 Räder. Zu dieser Zeit, ohne dass das Projekt zu Ende
geführt zu haben, schied Ing. A. Lange aus seinem beruflichen Arbeitsplatz
aus. Dr. Ing. Karl Schlör übernahm seinen Platz. Mit seinem Mitarbeiter
Hans Becker wollte Schlör die Arbeiten von Ing. Lange nicht fortführen,
sondern entschied sich für eine Einvolumen-Karosserie. Die Grundform
zeigte ein Tragflächenschnitt.
Modellwindkanal-Messungen ergaben angeblich einen von CW-Wert 0,113.
Die Verantwortlichen fanden dieses Ergebnis so gut, dass entschieden
wurde den Wagen zu bauen. Als Fahrgestell wurde ein abgeändertes Mercedes
170H Chassis durch Karl Schlör ausgelesen. Das Windkanalmodell wurde auf
der IAA 1938 in Berlin ausgestellt. Ein Jahr danach sahen die Besucher den
fertigen Wagen, welcher in der Zwischenzeit bei den Gebrüder Ludewig in
Essen karossiert worden war. Das Fahrzeug brachte im Windkanal der AVA
einen CW-Wert von 0,186 - eine absolute Sensation.
Was dazu verhalf war der abgedeckte, geschlossene Boden und die Fenster
welche mit der Aluaußenhaut bündig waren. Trotz der Alu-Karosserie war der
Wagen etwa 250 kg schwerer als die Serienlimousine. Der Schlörwagen, wie er
von nun an genannt wurde, hatte einen Radstand von 2,60 m, 4,33 m Länge und
eine Höhe von nur 1,48 m an der höchsten Stelle. In der Breite schlug er
mit 2,10 m wahrscheinlich Alles was es damals auf den Strassen gab.
Die Höchstgeschwindigkeit betrug beim Serien-Mercedes ca. 105 km/h, beim
Schlörwagen 134-136 km/h. Beim Verbrauch wurden auf 100 km 10-12 Liter und
nur 8 Liter zu Gunsten des aerodynamischen Fahrzeuges ermittelt.
Nachdem die Tests abgeschlossen waren, wurde der Wagen in eine Ecke gestellt
und ein Tuch darüber gelegt, weil die Kraftfahrtforschung am Institut
kriegsbedingt aufgegeben wurde.
Auch Schlör musste seinen Militärdienst absolvieren, allerdings seinen
beruflichen Fähigkeiten entsprechend. Er wurde mit seinem Freund und
Mitarbeiter Hans Becker nach Riga entsandt. Beim LKW-Werk von Mercedes
einquartiert, wurden durch sie Propellerschlitten aus Beuteteilen zusammen-
gebaut. So wurde auch einmal zu Beginn dieser Aktion, ein 5-zylindriger M11
Sternmotor mit einer Leistung von ca. 130 PS, eine russische Konstruktion,
als Beuteteil beansprucht.
Darauf hin schlug jemand vor, man könnte den eingemotteten Schlörwagen damit
bestücken und testen, ja vielleicht sogar in Russland einsetzen. Gesagt und
getan, der Motor wurde nach Göttingen mit der Bahn transportiert. Der
Schlörwagen wurde entmottet, der Mercedes-Motor demontiert und dafür der
russische Motor mit Propeller an das Heck montiert. Die Ergebnisse waren
hervorragend.
Dieser Versuchswagen mit Propellerantrieb wurde nach verschiedenen Debatten
nicht in Russland eingesetzt, sondern gelangte nach dem finnischen Rovaniemi
- als Propellerdruck-Prüfstand. Wie und wann der Schlörwagen wieder zurück
nach Deutschland kam ist nicht bekannt.
Nach Kriegsende ging Dr. Ing. Karl Schlör zum bayerischen Staatsministerium
für Verkehrsangelegenheiten nach München. Hier war er zuständig für die Kfz-
Industrie und Reifenimporte der Alliierten.
Die englischen Besatzer hatten das Kaiser-Wilhelm-Institut und damit auch die
AVA aufgelöst. Heute heißt das Institut Deutsche Forschungsanstalt für Luft-
und Raumfahrt e. V. .Der Schlörwagen wurde beschlagnahmt und nicht wieder
herausgegeben.
Angeblich wurde er nach England gebracht. Dort steht er möglicherweise noch
heute. Nach vielen Projekten in eigener Sache und für die deutsche Auto-
mobilindustrie verstarb Dr. Karl Schlör im Jahre 1997.
MfG Jörg
Dieses Thema wurde aus dem Nast MB-Exotenforum 1.0 importiert und kann bald wieder hier im Original-Archiv eingesehen werden.
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