Vergessene Ikonen: Die Mitsubishi- und Honda-AMG-Modelle – Als Affalterbach noch offen für Exoten war
-
MBBAUREIHENDE -
13. April 2025 um 23:58 -
204 Mal gelesen -
0 Kommentare - Empfohlen
- AMG vor dem Stern: Die wilden Jahre in Affalterbach
- Mitsubishi Galant AMG Type 1: Technisches Understatement mit Mehrwert
- Mitsubishi Galant AMG Type 2: Feinschliff für wahre Kenner
- Mitsubishi Debonair V 3000 Royal AMG: Luxus statt Leistung
- Honda Ballade Sports CR-X AMG: Der vergessene Exot aus Affalterbach
- Ein AMG ohne Stern – und mit VTEC?
Bevor AMG zur festen Performance-Marke unter dem Dach von Mercedes-Benz wurde, war das Unternehmen aus Affalterbach ein unabhängiger Tuningbetrieb mit einem besonderen Gespür für leistungsorientierte Fahrzeugveredelung. AMG war in den 1980er-Jahren nicht nur für Kundenumbauten an Mercedes-Modellen bekannt, sondern auch offen für ungewöhnliche Partnerschaften – darunter eine, die bis heute selbst eingefleischte Fans überrascht: die Kooperation mit Mitsubishi.
Diese Zusammenarbeit brachte gleich mehrere Fahrzeuge hervor, die heute als absolute Raritäten gelten: den Mitsubishi Galant AMG Type 1 und Type 2 sowie den Debonair V 3000 Royal AMG. Alle wurden ausschließlich in Japan angeboten, streng limitiert produziert – und fast vollständig aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Während AMG in Europa und den USA durch die Zusammenarbeit mit Mercedes zunehmend an Bekanntheit gewann, blieb diese Kooperation in Japan weitgehend ein exklusives Kapitel für eine kleine, aber treue Fangemeinde.
AMG vor dem Stern: Die wilden Jahre in Affalterbach
Die Geschichte von AMG begann 1967, als das Unternehmen als Ingenieurbüro von Auftragsentwicklern für Fahrzeugtuning gegründet wurde. Geprägt von einer Leidenschaft für Motorsport und einer einzigartigen Expertise in der Fahrzeugtechnik war AMG von Anfang an kein gewöhnlicher Tuner. In den frühen Jahren des Unternehmens konzentrierte sich AMG nicht nur auf Mercedes-Benz-Fahrzeuge, sondern auch auf Tuning- und Performance-Umbauten für eine Vielzahl von Fahrzeugen anderer Hersteller. Die wahre Blütezeit von AMG begann jedoch in den 1980er-Jahren, als sich das Unternehmen als führender Spezialist für Tuning und Leistungssteigerung einen Namen machte.
Doch zu einer Zeit, als AMG noch kein fester Bestandteil von Mercedes-Benz war, war das Unternehmen weit mehr als nur ein Tuning-Unternehmen – es war ein innovativer Partner für exklusive Automobilhersteller. Dies zeigte sich vor allem in der Partnerschaft mit Mitsubishi. In den 1980er-Jahren begann Mitsubishi, sich verstärkt als technischer Innovator zu positionieren. Zu dieser Zeit stand das Unternehmen vor einer wichtigen Entscheidung: Wie könnte man die Marke weltweit im Premiumsegment etablieren? Und wie konnte man sich von anderen asiatischen Herstellern abheben? Die Lösung war eine Zusammenarbeit mit AMG, dem deutschen Tuning-Spezialisten, der schon damals für seine herausragende Leistung und Qualitätsarbeit bekannt war. Für Mitsubishi war dies ein wichtiger Schritt, um das Unternehmen als ernstzunehmenden Anbieter sportlicher und leistungsorientierter Fahrzeuge auf dem internationalen Markt zu etablieren.
Mitsubishi Galant AMG Type 1: Technisches Understatement mit Mehrwert
Der Galant AMG Type 1, basierend auf der sechsten Galant-Generation (E30, 1987–1992), war nicht einfach nur ein Fahrzeug, das für sportliche Fahrleistungen umgebaut wurde – er war ein meisterhaft abgestimmtes, technisches Meisterwerk, das die Innovationskraft von AMG und Mitsubishi vereinte. Der 2,0-Liter-4G63-Vierzylindermotor des Galant AMG Type 1 wurde von AMG modifiziert, um die Leistung von 144 PS auf beeindruckende 170 PS zu steigern.
Die Leistungssteigerung wurde durch verschiedene Änderungen an den Motor-Komponenten erreicht, darunter neue Hochdrehzahl-Nockenwellen, leichtere Ventile, Titan-Ventilfedern, modifizierte Kolben sowie einen überarbeiteten Ansaugtrakt. Diese Änderungen ermöglichten es dem Galant AMG, die Leistungseigenschaften deutlich zu verbessern, ohne die Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit des Fahrzeugs zu beeinträchtigen. Das Ergebnis war ein Fahrzeug, das sowohl für die alltägliche Nutzung als auch für dynamische Fahrten bestens geeignet war. Ein echtes Understatement, das den sportlichen Charakter von AMG in einer auf den ersten Blick unauffälligen Limousine verkörperte.
Das Fahrwerk des Galant AMG Type 1 erhielt ebenfalls eine modifizierte Abstimmung, die für ein deutlich verbessertes Fahrverhalten sorgte. Durch eine tiefergelegte Aufhängung und eine sportliche Abstimmung des Fahrwerks war der Galant nicht nur ein leistungsstarker Wagen, sondern auch ein Fahrzeug, das in Kurven und bei schnellen Fahrten durch die Stadt seine wahre Stärke zeigte. Optisch war der Galant AMG Type 1 mit einem dezenten Bodykit ausgestattet, das die sportliche Ausrichtung des Fahrzeugs unterstrich. Schwarze 15-Zoll-Leichtmetallfelgen und ein AMG-Emblem auf der Motorhaube machten ihn zu einem wahrhaftigen Hingucker, der jedoch nie zu aufdringlich wirkte.
Mitsubishi Galant AMG Type 2: Feinschliff für wahre Kenner
Die Type 2-Variante des Galant AMG ging einen Schritt weiter und perfektionierte das bereits beeindruckende Konzept des Type 1. Die Leistung wurde auf rund 177 PS angehoben, was das Fahrverhalten und die Beschleunigungswerte noch einmal steigerte. Doch es waren vor allem die Details, die den Galant AMG Type 2 von seinem Vorgänger unterschieden. Die Innenausstattung des Type 2 war luxuriöser und opulenter, mit einer Volllederausstattung, perforierten AMG-Sitzen und edlen Holzapplikationen. Das AMG-Lenkrad rundete das edle Ambiente im Innenraum ab.
Die Type 2-Version war deutlich exklusiver und drehte den Hebel in Richtung eines sportlich-luxuriösen Fahrzeugs, das besonders für Sammler und Enthusiasten interessant war. Und obwohl der Galant AMG Type 2 seine Leistung auf beeindruckende 177 PS steigerte, blieb der Wagen im Gesamtbild immer ein ausgewogenes Fahrzeug, das sowohl sportliche Leistung als auch ein hohes Maß an Komfort und Alltagstauglichkeit vereinte. Diese Fahrzeuge wurden ausschließlich in Japan verkauft, und insgesamt wurden lediglich etwa 500 Exemplare gebaut – was sie heute zu wahren Raritäten auf dem Gebrauchtwagenmarkt macht.
Mitsubishi Debonair V 3000 Royal AMG: Luxus statt Leistung
Der Debonair V 3000 Royal AMG hingegen stellte eine völlige Abkehr vom sportlichen Galant dar. Dieser Wagen wurde in erster Linie als luxuriöse Limousine konzipiert, die den Fokus auf Komfort und Exklusivität legte, statt auf sportliche Leistung. Der Debonair war eine Limousine für diejenigen, die ein ruhiges Fahrverhalten und eine edle Innenausstattung suchten. Trotz seiner limitierten Leistung von 148 PS war der Debonair ein wahres Meisterwerk in Sachen Luxus. AMG fügte dem Fahrzeug jedoch einige sportliche Akzente hinzu: neue Stoßfänger, speziell designte Felgen und auffällige AMG-Embleme, die das Fahrzeug von der Standardversion des Debonair abhoben.
Die Innenausstattung des Debonair war auf den ersten Blick ein echter Luxusraum: Velours, feinste Holzverkleidungen und eine insgesamt sehr hochwertige Verarbeitung machten das Fahrzeug zu einem Statement in Sachen Komfort und Wohlstand. Doch trotz dieser Fokussierung auf Komfort blieb die Dynamik des Fahrzeugs immer ein wenig im Hintergrund. Der 3,0-Liter-V6-Motor war der Serienversion des Debonair sehr ähnlich, jedoch sorgten die kleinen Modifikationen und die Sportausstattung von AMG dafür, dass der Debonair V 3000 Royal AMG trotz seiner bescheidenen Leistung ein sehr interessantes Modell darstellt.
Honda Ballade Sports CR-X AMG: Der vergessene Exot aus Affalterbach
Während die Kooperation mit Mitsubishi für AMG-Fans heute schon als gut gehütetes Geheimnis gilt, ist der Honda Ballade Sports CR-X AMG nahezu völlig in Vergessenheit geraten. Dabei handelt es sich um ein außergewöhnliches Projekt, das Anfang der 1980er-Jahre entstand – zu einer Zeit, als AMG noch in den Kinderschuhen des internationalen Tunings stand und experimentierfreudig mit Marken außerhalb des Daimler-Kosmos kooperierte.
Die Grundlage bildete der Honda Ballade Sports CR-X (Modell AS), ein leichtgewichtiger Sportwagen, der 1983 in Japan vorgestellt wurde. AMG nahm sich dieses Modells in einer äußerst limitierten Sonderedition an – die genauen Produktionszahlen sind unbekannt, doch Schätzungen gehen von weniger als 200 Exemplaren aus, exklusiv für den japanischen Markt.
Optisch wurde der AMG-CR-X mit einem Bodykit, speziellen AMG-Leichtmetallrädern und Plaketten veredelt. Im Innenraum kamen dezente AMG-Akzente zum Einsatz, darunter ein Sportlenkrad und modifizierte Instrumente. Die Performance blieb seriennah, wobei einzelne Quellen von leichten Modifikationen am Fahrwerk sprechen. Im Gegensatz zur Mitsubishi-Kooperation, bei der AMG auch motorseitig eingriff, war die Zusammenarbeit mit Honda vor allem image- und designorientiert – vergleichbar mit einem sportlichen Sondermodell mit europäischem Flair.
Der Ballade CR-X AMG ist heute extrem selten und selbst in Japan kaum noch auffindbar. Einige Quellen sprechen von unter 200 produzierten Fahrzeugen. Er war weder in Katalogen prominent beworben, noch wurde das Modell exportiert. In Sammlerkreisen gilt er als Mythos, dessen Existenz fast nur durch vereinzelte Prospekte, seltene Auktionen oder private Fotosammlungen belegt ist.
Ein AMG ohne Stern – und mit VTEC?
Der CR-X AMG steht exemplarisch für eine faszinierende Ära in der Geschichte von AMG, in der das Unternehmen noch nicht die klaren Grenzen des Mercedes-Benz-Konzerns kannte und auch nicht die heutigen Regeln für Markenpartnerschaften festgelegt waren. Es war eine Zeit, in der Tuning und Fahrzeugveredelung noch von einem eher experimentellen Geist geprägt waren. AMG war damals in einer Phase der Innovation, in der es keine Scheu hatte, Kooperationen mit Marken einzugehen, die heute kaum jemand mit dem Namen Affalterbach in Verbindung bringen würde. Die Kooperation mit Honda war in vielerlei Hinsicht ein Wendepunkt für AMG – nicht nur als eine kreative Zusammenarbeit, sondern auch als eine der ersten Erfahrungen für das Unternehmen, in einem internationalen Kontext über den Tellerrand hinauszublicken.
Die Partnerschaft mit Honda war ein mutiger Schritt, der zeigte, dass AMG nicht nur als exklusiver Tuner für Mercedes-Benz agieren wollte, sondern auch bereit war, mit Marken zu arbeiten, die zu dieser Zeit noch keine direkte Verbindung zum hochklassigen Performance-Markt hatten. Der Honda Ballade Sports CR-X AMG war mehr als nur eine limitierte Sonderedition eines Serienmodells – er war ein Statement für die Vielseitigkeit und die technischen Ambitionen von AMG. In einer Zeit, in der japanische Autos weltweit vor allem für ihre Zuverlässigkeit, jedoch nicht für ihre sportliche Exzellenz bekannt waren, setzte AMG hier ein starkes Zeichen für die Vielseitigkeit seines Handwerks und das Bestreben, technische Perfektion in unterschiedlichsten Fahrzeugtypen umzusetzen.
Diese Zusammenarbeit war vielleicht nur ein kurzer Ausflug, doch sie hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Wahrnehmung von AMG und zeigte den weltweiten Ruf, den das Unternehmen bereits in den frühen Jahren für sportliches Design und technisches Know-how genoss. Während heute noch immer Mercedes-Benz der Hauptfokus von AMG ist, bleibt der Honda CR-X AMG ein faszinierendes Relikt aus einer Zeit, in der AMG das Potenzial hatte, sich über die Grenzen einer Marke hinaus zu profilieren und mit anderen Herstellern, die weit entfernt vom traditionellen AMG-Bereich lagen, zu experimentieren. Es war diese Offenheit für kreative Partnerschaften, die AMG geholfen hat, seinen legendären Ruf als Ingenieur für außergewöhnliche Leistung und Design zu festigen.
- amg
- Motorsport
- mitsubishi
- tuning
- honda
- Galant AMG
- Debonair AMG
- JDM
- Japan Only Cars
- Automotive History
- AMG History
- Exoten
- AMG Japan
- Rare Cars
- Galant Type 1
- Galant Type 2
- Mitsubishi Tuning
- 80s Cars
- 90s Cars
- JDM Classics
- Hidden AMG
- cr-x amg
- ballade amg
Über den Autor

Mercedes Enthusiast seit mehr als 20 Jahren